Ästhetische Kunstwerke, glänzende Oldtimer und funkelnde Edelsteine: sie erzählen Geschichten, wecken Erinnerungen und laden uns zum Träumen ein. Hach, ich komme direkt ins Schwärmen bei dem Gedanken und so geht es erfreulicherweise nicht nur mir: Weltweit gibt es Millionen an SammlerInnen, die sich den Collectibles verschrieben haben und diese mit voller Leidenschaft handeln, restaurieren und pflegen.
Trotz dieser emotionalen Bindung sind sie gleichzeitig Vermögenswerte und bieten nicht nur Diversifikationsmöglichkeiten für das Portfolio, sondern auch spannendes Renditepotential. Laut des Wealth Reports 2024 von Knight Frank lag zum Beispiel die 10-Jahres-Preisänderung von Vintage Whisky im Jahr 2023 bei ~280%. Whisky war damit Spitzenreiter, noch vor seinen viel bekannteren Verwandten den feinen Weinen.
Welche Collectibles gibt es und wie kann ich sie handeln?
Die Bandbreite an Collectibles ist riesig und kann wahrscheinlich gar nicht abschließend erfasst werden. Im Grunde kann alles gesammelt werden, was glücklich macht 😊
Es gibt jedoch größere, organisierte Märkte für Collectiblearten, die bei einem Großteil der SammlerInnen glitzernde Augen erzeugen. So sind die bekanntesten Klassiker Kunstgemälde, Oldtimer, Briefmarken, Uhren, Münzen, Edelsteine und Weine. Aber auch für Luxushandtaschen, Spielkarten, Lego, antike Möbel und – das hatte mich persönlich am meisten überrascht – Bonsaibäume gibt es einen Markt. Zuletzt haben Sneakers eine neue Sammelwelle speziell unter den Jüngeren ausgelöst und entsprechende Plattformen erobert.
Wie Collectibles erworben werden können, ist eine Frage des Geschmacks und natürlich auch des Portemonnaies: Einerseits klassisch physisch über Auktionshäuser, spezialisierte Händler oder private Kontakte unter SammlerInnen. Andererseits bietet inzwischen das Internet auch neue Wege mit geringeren Eintrittshürden, die es ermöglichen beispielsweise Tokens (digitale Anteile) an einem Collectible zu erwerben. Manche dieser Onlineplattformen (z.B. Masterworks und Vinovest) haben sich auf einzelne Collectiblegruppen spezialisiert, während Timeless viele verschiedene Collectibles anbietet und somit auch eine breitere Diversifikation ermöglicht. Fonds hingeben gibt es nur selten und wenn, haben sie in der Vergangenheit nie besonders lange überlebt…
Collectibles – verehrt und gleichzeitig unterschätzt
Wenn ich persönlich in einer Vermögensbilanz lese „Collectibles: Kunstsammlung – Erinnerungswert: 1“, bricht es mir ehrlich gesagt etwas das Herz. Denn das zeigt mir, dass die Sammlerin mit Ihrer Sammelleidenschaft entweder nicht ernst genommen wurde und/oder die beratende Person keinen Ehrgeiz hatte, sich mit der Thematik wirklich auseinander zu setzen – oder auch einfach nicht wusste wie.
Und das kann man dieser Person leider auch kaum verübeln, denn die Forschung & Lehre im Bereich der Finanzplanung nimmt diesen (meiner Meinung nach spannendem Teil) bisher aus. Es gibt kaum Literatur dazu und wenn, konzentriert sich diese insbesondere auf die Auswirkung von Collectibles in der Kapitalanlage zur Diversifikation und im Vergleich zu Aktien und Anleihen.
Und wonach ruft das? Nach einer Dissertation zur Rolle von Collectibles in der privaten Finanzplanung. Zumindest habe ich das so gehört und mich sozusagen „berufen“ gefühlt diese Forschungslücke zu schließen. 😊
Die Besonderheiten in der Finanzplanung
Zugegeben, Collectibles werfen Fragestellungen und Komplexitäten auf, die wir FinanzplanerInnen von anderen Assets so nicht gewohnt sind, unter anderem:
1. Wie viel sind die Collectibles wert? Und von welchem Wert sprechen wir hier überhaupt? Hier liegt eine Bandbreite zwischen den Schätzungen für einen einfachen schnellen Wiederverkauf, einem langfristigen Verkauf ohne Zeitdruck, dem emotionalen Sammlerwert und/oder dem Wert, den die Versicherung ansetzt. Hier ist es speziell bei größeren Sammlungen sinnvoll ExpertInnen mit einzubeziehen.
2. Wie liquide ist der Vermögenswert? Wie gut lassen sich diese Collectibles im Zweifel veräußern und welche Märkte gibt es hierfür?
3. Was für laufende Kosten bringen die Collectibles mit sich, die in der Liquiditätsplanung berücksichtigt werden sollten? Dazu gehören beispielsweise Aufwendungen für Versicherungen, Miete, Restaurierung & Pflege, …
Diese Fragen kennen wir von gewöhnlichen Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Fonds nicht, beziehungsweise lassen sie sich relativ einfach mit einem Blick in einschlägige Datenbanken beantworten. Bei Collectibles ist das nicht möglich, auch wenn die Transparenz dank des Internets zunehmend steigt. Dennoch ist hier die Einbindung eines Expertennetzwerkes von signifikanter Bedeutung.
Abschließend ist wichtig anzumerken, dass wir hier in Deutschland spannende Regelungen haben aus rechtlicher, beziehungsweise steuerlicher Betrachtung, die den Vergleich von Collectibles mit Aktien und Co. hinken lässt: Private Veräußerungen von Collectibles sind (solange kein gewerbliches Handeln vorliegt) steuerfrei bei der Einhaltung der Spekulationsfrist von einem Jahr (§23 EstG); Gewinne aus Finanzprodukten sind hingegen unabhängig von der Haltedauer in der Regel mit der Abgeltungsteuer (ca. 25%) abzugelten. Auch kann die Mehrwertsteuer vermieden werden, wenn das Gemälde zum Beispiel in einem Zollfreilager aufbewahrt wird. Und speziell für Personen mit großem Vermögen dürfte es interessant sein, dass im Rahmen einer kleinen/großen Kulturgüterbefreiung es möglich ist, Sammlungen (unter Einhaltung bestimmter Bedingungen) steuerbegünstigt/steuerbefreit an die nächste Generation weiterzugeben.
In a nutshell: Die Rolle von Collectibles in der privaten Finanzplanung
Collectibles, von Kunstwerken über Oldtimer bis hin zu Edelsteinen, bieten nicht nur emotionalen Wert, sondern können auch interessante Renditen und Diversifikationsmöglichkeiten für das Portfolio bieten. Die steuerliche Behandlung, insbesondere durch die Spekulationsfrist von einem Jahr (§ 23 EStG), spielt dabei eine entscheidende Rolle. Der wachsende Markt und die zunehmende Transparenz durch das Internet, haben den Zugang für SammlerInnen erleichtert, doch bleibt die Bewertung und Liquidität von Collectibles eine Herausforderung, die besondere Fachkenntnisse und Netzwerke erfordert. Collectibles sind ein faszinierendes Thema in der Finanzplanung, das bislang oft unterschätzt wurde, aber großes Potenzial bietet – sowohl finanziell als auch emotional.
Zusätzlich haben Erbschafts- und Schenkungsregelungen sowie steuerliche Vorteile wie die Kulturgüterbefreiung für Sammler mit großem Vermögen eine besondere Bedeutung. Damit erfordert die Finanzplanung für Collectibles aber auch eine besondere Herangehensweise und spezialisiertes Wissen, das über klassischen Anlageklassen hinausgeht.
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