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Augen zu und durch, aber bitte mit Plan! Finanzplanung als beste Beraterin in Krisenzeiten

„Ich bin Finanzplanerin. Ich erarbeite für meine Mandantinnen Lösungen, die auf Basis einer sehr ausführlichen Analyse der persönlichen und finanziellen Situation und der jeweiligen Ziele die Kapitalanlage, Steuern, Recht und alle verbundenen Aspekte aufeinander abstimmt“. „Das ist ja spannend, soll ich jetzt Aktien kaufen und was hältst du von Immobilien?“

Schon unter normalen Umständen ist das der häufigste Verlauf eines Gespräches zu meinem Beruf. In einer Zeit wie der Corona-Krise oder anderen Extremsituationen kommt dann oft noch: „Ich habe jetzt die XY Aktie gekauft, das Geschäftsmodell kann aktuell ja nur funktionieren“, hinzu…übrigens meist von männlichen Gesprächspartnern (das ist nicht negativ gemeint, im Gegenteil. Denn wenigstens investieren sie und sie sind überzeugt davon. Da sollten wir Frauen uns eine Scheibe abschneiden! Denn eine nicht ganz optimale Kapitalanlage ist langfristig dennoch besser als gar keine Kapitalanlage!) Aber zurück zum Thema: Früher hat mich eine solche Reaktion auf meine Berufsbeschreibung enttäuscht. „Ich habe doch gerade erklärt, dass es um bei einer Finanzplanung um deutlich mehr als nur die Frage nach der richtigen Kapitalanlage oder gar Aktie geht, was soll denn jetzt diese Frage?“, war mein Gedanke. Heute weiß ich, es hat nichts mit Desinteresse zu tun, es ist vielmehr eine Mischung aus „Faszination Börse“ und der Art, wie wir mit dem Thema Finanzen aufwachsen. Ob Börsenkommentar vor den 20 Uhr-Nachrichten oder die Schlagzeilen der Wirtschaftsmagazine, es geht um die beste Aktie, die Anlageklasse mit den höchsten Renditechancen oder den "besten Krisenschutz für Ihr Depot". Kurz gesagt: Es geht um Produkte, die einen gewissen Nutzen versprechen. Worum es in der Regel nicht geht, sind Fragen wie:

  • Passt dieses Produkt zu meinem Anlageziel,

  • ...zu meiner bestehenden Vermögensstruktur oder

  • ...zu meiner Risikobereitschaft?



Meinung ist gut, ein Plan ist besser

Dass diese Fragen wichtig sind und welche Mehrwerte eine Finanzplanung hat, zeigt sich ganz besonders in Krisensituationen – und damit ist nicht nur eine Situation wie etwa die Corona-Krise gemeint. Warum ist das so? „Vielen Dank, dass Sie anrufen, aber wir haben meine Anlagestrategie doch besprochen und es war klar, dass mein Depot auch ins Minus rutschen kann und in allen anderen Bereichen haben wir ja auch alles geregelt“. Diese Antwort erhielt ich von einer Mandantin, als ich sie Mitte März auf dem Höhepunkt der Corona-Krise anrief und ich habe mich unheimlich darüber gefreut. Finanzplanung macht den Kopf frei für andere Dinge und sorgt in Krisensituationen für Disziplin, die Strategie auch durchzuhalten. Das liegt daran, dass die Anlagestrategie nicht einfach vom Himmel fällt, sondern anhand der eigenen Situation, Zielsetzung, Risikobereitschaft und vielen weiteren Aspekten nachvollziehbar und greifbar wird.


Beispiel: Kontoguthaben – wie viel Rücklage ist gesund und was mache ich mit dem Rest?

Im Höhepunkt der Corona-Krise im März und April wurden viele Themen diskutiert und häufig auch von den Medien aufgegriffen. Ein Thema war und ist sehr spannend: Kontoguthaben. Es verging fast kein Tag, an dem ich keinen Anruf mit der Bitte um ein Erstgespräch erhielt und meistens gab es einen Auslöser: Angst um die Guthaben auf dem Konto durch Inflation oder Bankenkrise und die Frage, ob man jetzt Aktien, Gold oder Immobilien kaufen sollte. Nun gibt es zwei Wege, diese Frage zu beantworten: Nach Meinung oder nach einer Strategie! Natürlich gibt es gute Gründe, in einer solchen Situation Aktien, Gold, Immobilien oder andere Vermögenswerte zu kaufen, aber es macht einen großen Unterschied, ob ich bereits Aktien im Depot habe, Immobilien besitze oder Gold physisch oder in Form von Wertpapieren kaufen möchte. Auch die Grundfrage, wie hoch die Rücklage auf dem Konto sein muss (Selbstständige haben häufig höhere Rücklagen und es kommt hier auch auf die Risikobereitschaft an), ist nicht allgemein zu beantworten. Leider wird diese Sichtweise von einigen selbsternannten Experten und auch in der medialen Berichterstattung ausgeblendet und allgemeine Aussagen wie „So schützen Sie Ihr Vermögen: Jetzt in Aktien und Gold investieren“ oder „Inflation und Nullzinsen gefährden Ihre Kontoguthaben“ sorgen für Verunsicherung. Nicht zuletzt aus den Gesprächen mit Interessentinnen weiß ich, dass hier ganz schnell Anlageentscheidungen getroffen werden, die eigentlich nicht zur eigenen Situation, Risikobereitschaft oder dem Anlagehorizont passen und daher spätestens in der nächsten Marktkorrektur zu Kopfschmerzen führen und im Zweifel mit Verlust verkauft werden. Denn es fehlen die Gesamtstrategie und die Nachvollziehbarkeit dieser Entscheidung. Kurz gesagt: Finanzplanung zeigt den Weg, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen, Vermögen zu schützen und an die nächste Generation weiterzugeben. Hierdurch entstehen Sicherheit und die finanzielle Freiheit, sich Dinge zu gönnen. Hierzu gibt es einen eigenen Beitrag ("Gönn dir was! - Oder: Warum Finanzplanung beim Geldausgeben hilft").


Beispiel: Risikoabsicherung

Ein anderes Beispiel ist das Thema Risikoabsicherung. Auch dieser Aspekt wird in einer Finanzplanung berücksichtigt. Hierunter fallen Fragen wie:

  • Was passiert im Fall einer Krankheit oder dem Todesfall (für einen selbst, aber zum Beispiel auch den Ehepartner)?

  • Was passiert im Falle einer Scheidung?

Wie schnell eine Krankheit zu einer vorübergehenden Geschäftsunfähigkeit führen kann, egal in welchem Alter, hat die Corona-Krise eindrucksvoll gezeigt. Hier kommt der Vorsorgevollmacht eine wichtige Rolle zu, ganz besonders für Unternehmerinnen. Ebenfalls für Unternehmerinnen in besonderem Maße relevant: Ein Ehevertrag und ein zur Gesellschaftsform und der Gesellschaftsstruktur entsprechend gestaltetes Testament. Denn wir können das Leben nicht beeinflussen, das ist auch gut so. Aber wir können Krisensituationen des Lebens entschärfen, indem wir Regelungen schaffen und vorsorgen. All das kann eine Finanzplanung leisten und ist dabei alles Andere als ein starres Gebilde.

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