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AutorenbildLisa Hassenzahl

Ukraine-Konflikt - was sollten Anleger*innen jetzt bedenken

"Das erste Opfer eines Krieges ist die Wahrheit", eine Aussage, deren Ursprung gleich mehreren Urhebern zugeschrieben wird.

Auch in der aktuellen Situation ist die Wahrheit früh auf der Strecke geblieben: Kriegspropaganda und extremes Vokabular auf Seiten der russischen Seite, gefolgt von einer Invasion, die zwar angekündigt, deren tatsächliche Umsetzung jedoch selbst für Expertinnen und Experten überraschend war.

Gleichzeitig verfolgen insbesondere die USA ihrerseits ebenfalls klare Interessen und sicherlich haben es "der Westen" und die NATO in den vergangenen Jahren versäumt, Vorkehrungen zu treffen und Präsident Putin ernster zu nehmen.


Nun erreichen uns über die sozialen Medien quasi in Echtzeit erschütternde Bilder und tragische Geschichten. In erster Linie ist es wie immer eine menschliche Katastrophe und es bleibt zu hoffen, dass sich im Zuge der geplanten Gespräche Wege zur Beendigung der Gewalt finden - auch wenn die Wahrscheinlichkeit aktuell gering scheint.


Bereits fest beschlossen sind umfangreiche Sanktionen gegen Russland, die unter anderem ihren Höhepunkt im Ausschluss einzelner Banken aus dem internationalen Zahlungssystem SWIFT finden. Die russische Zentralbank ist von jeglichen Transaktionen ausgeschlossen und sämtliche Vermögenswerte in der EU wurden eingefroren.


Alles in allem ein extremes Umfeld mit viel Unsicherheit und das belastet natürlich die Aktienmärkte.


Kaufen, wenn die Kanonen donnern!?

Diese Börsenweisheit ist wohl eine der unsensibelsten und moralisch fragwürdigsten, aber sie fasst leider gut zusammen, was sich in diesen Zeiten viele Anleger*innen fragen:

"Die Korrekturen an den Aktienmärkten nutzen, um jetzt günstig einzusteigen?"


Grundsätzlich ist diese Herangehensweise durchaus sinnvoll. Korrekturen an den Aktienmärkten für günstige Einstiegskurse oder auch Möglichkeiten zum Nachkauf zu nutzen gehört dazu. Allerdings ist die aktuelle Situation aufgrund der Gesamtlage aus kriegerischer Auseinandersetzung, einer bereits jetzt hohen Inflationsrate sowie den noch nicht absehbaren Konsequenzen der beschlossen Sanktionen extrem komplex. Man könnte die Gegenfrage stellen: "Wer sagt, dass die Kanonen nicht weiter donnern und es noch schlimmer wird?"


Insbesondere die Macht der Notenbanken ist aktuell ein spannender Faktor. Können die westlichen Notenbanken angesichts der ohnehin schon hohen Inflation im Notfall unterstützend eingreifen und wie weit müssen die Aktienmärkte dafür fallen?


Langfristige Strategien, aktives Risikomanagement und rationale Entscheidungen

Auch wenn die aktuellen Bilder und Nachrichten allen Grund zur Verunsicherung bieten, gilt auch weiterhin und in ganz besonderem Maße: Angst und Verunsicherung, generell Emotionen sind in Bezug auf Investitionsentscheidungen keine guten Berater.


Die aktuelle Situation zum Einstieg bzw. zur Nachinvestition zu nutzen, kann eine sinnvolle Entscheidung sein, sofern die folgenden Punkte erfüllt sind:


  • Die Anlagestrategie ist langfristig ausgerichtet, zusätzliche Kursverluste können wirtschaftlich und emotional getragen werden

  • Die Nachinvestitionen stehen im Einklang mit der grundlegenden Anlagestrategie, insbesondere mit der definierten Aktienquote. Insbesondere überstürzte Nachinvestitionen können schnell zu einer zu hohen Aktienquote führen, die dann bei weiteren Marktkorrekturen zu erhöhten Verlusten führt

  • Die Investitionen erfolgen weiterhin breit gestreut und passen zu den generellen Markteinschätzungen

Bereits die Entwicklungen vor Ausbruch des Ukraine-Konflikts, also die Entscheidung der US Zentralbank, die Geldpolitik zu straffen und den Leitzins in diesem Jahr schrittweise zu erhöhen, haben die Bedeutung einer angemessenen Aktienquote und nicht zuletzt auch des aktiven Risikomangements deutlich gemacht. In den vergangenen Jahren waren die Erfahrungen vieler Anleger*innen insbesondere durch kontinuierlich steigende Aktienmärkte geprägt. Korrekturen wurden gemäß dem Motto "Buy the Dip" zum Nachkaufen genutzt und reine ETF Strategien waren nicht nur kostengünstiger, sondern insgesamt auch viel erfolgreicher als Strategien mit aktivem Risikomanagement.


Die aktuellen Herausforderungen dürften dieses Selbstverständnis in Teilen neu sortieren bzw. Anleger*innen, die bereits auf eine Mischung aus aktivem Risikomanagement und angemessenen Aktienquoten gesetzt haben, deutlich bestätigen.


Fazit:

In erster Linie bleibt die Hoffnung, dass der Konflikt nicht weiter eskaliert und eine diplomatische Lösung gefunden wird, die vor allem die Zivilbevölkerung schützt.


In Bezug auf die Aktienmärkte sowie bestehende Kapitalanlagen gilt es, Ruhe zu bewahren und Nachinvestitionen bzw. Einstiege besonnen und nur gemäß der eigenen Anlagestrategie umzusetzen.





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