Immer mehr Banken erheben ab einen gewissen Guthaben auf den Giro- oder Tagesgeldkonten einen negativen Zins. Inzwischen sind es 483. Ob "Strafzins" oder etwas netter formuliert "Verwahrentgelt", am Ende läuft es auf dasselbe raus: Sparen kostet Geld!
Nun könnte man kritisch anmerken, dass Sparen auch bereits vor Einführung der Negativzinsen Geld kostete, nämlich den Kaufkraftverlust, den man hinnehmen musste, wenn das Geld unverzinst auf dem Konto schlummerte und gleichzeitig die Inflation wirkte.
Der große Unterschied: Diese Kosten sieht man nicht. 100.000 Euro auf dem Konto bleiben 100.000 Euro (natürlich sofern man nichts davon ausgibt) und zwar auch in 10 Jahren noch. Allerdings verlieren 100.000 Euro nach 10 Jahren mit einer jährlichen Inflationsrate von 2% fast 8.000 Euro an Wert. Um genau zu sein, aus 100.000 Euro werden 82.034,34 Euro. Aber wie gesagt, der große Unterschied zu den Strafzinsen liegt eben darin, dass man diese Kosten nicht sieht. Für manche Sparerinnen und Sparer ist dieser Wertverlust schlicht "der Preis der Sicherheit" dafür, dass sie sich nicht aus der Komfortzone des Kontoguthabens herausbewegen müssen. Das ist auch vollkommen legitim, solange man diese Entscheidung bewusst trifft. Für alle, die jedoch auf einen realen (nach Inflation) Vermögensaufbau oder wenigstens auf einen Vermögenserhalt angewiesen sind, ist Kontoguthaben als Anlageform definitiv keine Option.
Aber zurück zu den Negativzinsen. In der Regel werden diese auf private Sparguthaben ab 100.000 Euro erhoben und liegen derzeit bei 0,5% p.a. - das bedeutet bei einem Kontoguthaben von 200.000 Euro also 500 Euro im Jahr für nichts. Insofern ist es absolut nachvollziehbar, dass die entsprechenden Informationsschreiben der Banken viele Sparerinnen und Sparer unter Zugzwang versetzt haben. Zumal viele auch zuvor bereits wussten, "dass sie sich eigentlich mal mit dem Thema Kapitalanlage beschäftigen müssten".
Strafzinsen sind wie Steuern - nur investieren, um sie zu vermeiden ist keine gute Idee!
"Für die Vermeidung von Strafzinsen gilt die gleiche Regel wie in puncto Steuern und hierfür gab es in der Vergangenheit immer wieder Belege: Es war noch nie und wird nie eine gute Idee sein, eine Anlageentscheidung nur zu treffen, um Steuern zu sparen und genauso ist es mit Strafzinsen. Blindlings und unter Druck eine Investition zu tätigen, weil man sonst ab dem nächsten Monat Strafzinsen zahlt, ist nicht unbedingt ein Garant für eine erfolgreiche Anlage und vor allem nicht für eine, die man langfristig durchhält. Das Thema Niedrigzinsen beschäftigt uns bereits seit vielen Jahren und grundsätzlich sollte man größere Summen auf Konten daher nicht erst seit Einführung der Strafzinsen vermeiden. Daher ist es vor allem für alle, die noch Vermögen aufbauen wollen oder es zumindest nach Inflation erhalten wollen, auch keine Lösung, das Geld einfach auf mehrere Banken zu verteilen. Auf der anderen Seite sollten Investitionen in den Kapitalmarkt, speziell den Aktienmarkt immer auf Basis einer Anlagestrategie erfolgen – und hier ganz besonders wichtig: Eine Strategie, die man versteht und die auf den eigenen Zielen, der persönlichen Ausgangssituation und der jeweiligen Risikobereitschaft basiert. Finanzplanung ist hier wie so oft der Schlüssel zum Erfolg, denn auf dieser Basis wird deutlich und nachvollziehbar, wie die passende Strategie aussieht.", erklärt Lisa Hassenzahl, CFP.
Ausländische Banken bieten zwar höhere Zinsen, aber höherer Zins bedeutet auch oft, höheres Risiko
"Grundsätzlich kann man durch die Verteilung der Kontoguthaben auf verschiedene Banken Strafzinsen vermeiden. Das klappt natürlich nur bis zu einem gewissen Punkt, denn irgendwann wird die Vielzahl an Banken unübersichtlich und der Aufwand ist auch nicht zu unterschätzen. Abgesehen davon löst man hiermit zwar das Problem negativer Zinsen, einen positiven Zins, der beim Vermögensaufbau hilft oder wenigstens die Inflation ausgleicht, gibt es natürlich trotzdem nicht. Hierfür kommt man an Investitionen in den Kapitalmarkt einfach nicht vorbei. Auch nicht, indem man Banken im Ausland nutzt, denn hier gibt es teilweise zwar noch Zinsen auf die Kontoguthaben, allerdings vergisst man häufig, dass man hierauf ja auch 25% Abgeltungsteuer zahlen muss und dann steht der Aufwand und tatsächlich auch das Risiko in keinem Verhältnis mehr. Denn bei ausländischen Banken muss man natürlich darauf achten, ob und in welcher Form eine Einlagensicherung besteht, außerdem gilt generell: Eine Bank, die Zinsen auf Kontoguthaben zahlt, macht das entweder, um Kunden zu gewinnen oder weil sie anderweitig kein Geld erhält."
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