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Festgeld oder Staatsanleihen: welche Variante soll ich wählen?

„Die Zinsen sind zurück!“ – diese erfreuliche Nachricht prägt seither das Jahr 2023 und führt zu Aufatmen unter den Sparer:innen. Nach der langanhaltenden Niedrigzinsphase, in der Zinsen nur in Form von Strafzinsen bekannt waren, bieten verschiedene Banken nun wieder um die 2% und wettstreiten damit um Neukund:innen.


Zum Hintergrundverständnis: Um der hohen Inflation (= steigende Preise) entgegen zu wirken, hat sich die Europäische Zentralbank (EZB) dazu entscheiden den Leitzins etappenweise zu erhöhen. Der Leitzins ist der Zins zu dem sich die Geschäftsbanken wiederum Geld leihen, aber auch bei der EZB einlagern können. Seit Mai 2023 liegt er bei „stolzen“ 3,75%. Banken geben diesen Zins dann teilweise an die Sparer:innen weiter auf Tages- und Festgeldkonten und verdienen an der Zinsdifferenz.


Eine Alternative, die durch die gestiegenen Zinsen nun auch wieder attraktiver für Anleger:innen geworden ist, sind Anleihen. Anleihen sind festverzinste Wertpapiere, die mit einem Kredit zu vergleichen sind: zum Beispiel im Fall einer deutschen Staatsanleihe leiht sich die Bundesrepublik Deutschland von Ihnen einen gewissen Geldbetrag. Während der im Vorfeld vereinbarten Laufzeit erhalten Sie unterjährig Coupon-Zahlungen (Zinszahlungen) und zum Fälligkeitsdatum (Ende der Laufzeit) den Nominalwert („Kreditbetrag“) zurück. Für Investor:innen, die vorhaben die Anleihe bis zum Fälligkeitsdatum zu halten, ist es also sehr interessant mit welchem Coupon sie rechnen können. Die Höhe des Coupons hängt unteranderem von der Laufzeit als auch der Bonität des „Kreditnehmers“ ab – und sind seither ebenfalls wieder gestiegen, da sie nun um das aktuelle Zinsniveau konkurrieren müssen. Abgesehen von Staaten geben beispielsweise auch Bundesländer, Städte und Unternehmen Anleihen aus.


Unterm Strich haben Festgelder und Anleihen demnach eines gemeinsam: bei beiden können Sie mit festen Zinszahlungen rechnen. Aber für was sollten Sie sich aktuell entscheiden - Festgeld oder Staatsanleihen?


Ein Blick auf die Zahlen

Die wichtigste Frage für die ambitionierte Investorin lautet natürlich: wieviel Rendite kann ich jeweils erwarten? In der folgenden Grafik können Sie die erwarteten Zinsen pro Jahr entnehmen im Vergleich zwischen der deutschen Staatsanleihe und zwei beispielhaft ausgewählten Banken.


Sie sehen, dass innerhalb der ersten drei Jahre die erwartete Rendite einer deutschen Staatsanleihe deutlich über den Zinsen der Festgeldkonten liegt. Erst am langen Ende der Zinskurve bieten die Festgeldkonten einer leichte Überrendite im Vergleich zur deutschen Staatsanleihe.


Was gibt es ansonsten zu beachten?

Abgesehen von der Rendite, gibt es bei der Wahl der Anlage noch weitere Aspekte zu berücksichtigen. Ein Vorteil, welches Anleihen gegenüber Festgeldern bieten, ist die Möglichkeit bei Bedarf die Anlage zu liquidieren (zu verkaufen). Bei Festgeldkonten sind Sie dagegen an die vereinbarte Laufzeit gebunden.

Auch das Kontrahentenrisiko (Ausfallwahrscheinlichkeit des Vertragpartners) ist in die Überlegungen miteinzubeziehen. Speziell in den letzten Wochen, in denen sich gezeigt hat, dass auch Banken nicht unbedingt unantastbar sind, überlegen sich insbesondere Personen und Unternehmen mit größerem Barvermögen Ihre Anlagen auf verschiedene Banken aufzuteilen, um öfters in den Genuss des Schutzes der Einlagensicherung zu gelangen. Dies kann sich jedoch als sehr umständlich erweisen. Außerdem bieten einige Banken die angesprochenen 2% p.a. nur bis zu einem gewissen Geldbetrag (z.B. 50.000 Euro) für einen überschaubaren Zeitraum – hier bitte genau die Konditionen prüfen und vergleichen.

Anleihen hingegen sind Sondervermögen und daher vor Insolvenzen der Banken geschützt. Hier ist jedoch auf die Bonität des Emittenten (in unserem Beispiel die Bundesrepublik Deutschland) zu achten. Während deutsche Staatsanleihen als sicher einzuschätzen sind, übernehmen Sie zum Beispiel bei einigen anderen Ländern und Unternehmen (deutlich) mehr Bonitätsrisiko, welche dafür mit höheren erwarteten Zinszahlungen einhergehen im Ausgleich.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gerade im Bereich der kurzlaufenden Anleihen interessante und vielversprechende Investitionsmöglichkeiten bestehen, die auch in der qualitativen Betrachtung (Liquidität und Kontrahentenrisiko) überzeugen und Festgeldkonten etwas voraus haben. Insbesondere Personen mit hohem Barvermögen sollten sich mit dieser Alternative beschäftigen.

Bei beiden Varianten gilt jedoch natürlich weiterhin sich im Vorfeld gut über die Konditionen (Depot- bzw. Kontoführungsgebühren, Transaktionskosten, Laufzeiten, …) zu informieren und verschiedene Angebote individuell zu vergleichen.

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